Porträt

Das Nationale Forschungsprogramm 76 “Fürsorge und Zwang” (NFP 76) befasst sich mit den Wirkmechanismen von Fürsorge und Zwang in Geschichte, Gegenwart und Zukunft.

Behördliche Massnahmen gegenüber Erwachsenen und Minderjährigen – in der Öffentlichkeit bekannt als Fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen – erfolgten vor 1981 als Teil des staatlichen Fürsorge- und Vormundschaftswesens nach kantonalen Praxen und mit kaum existenten Verfahrensrechten. Die Massnahmen führten immer wieder zu Eingriffen in das Leben Betroffener. Bundesrat und Parlament anerkennen heute das Leid, das Betroffenen durch die Missachtung von Grundrechten zugefügt wurde.

Um fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen – darunter auch privat veranlasste – in einem breiten Kontext zu untersuchen, beauftragte der Bundesrat den Schweizerischen Nationalfonds SNF am 22.02.2017 mit dem Nationalen Forschungsprogramm ″Fürsorge und Zwang – Geschichte, Gegenwart, Zukunft″ (NFP 76).

Das NFP 76 befasst sich in historischer sowie gegenwarts- und zukunftsbezogener Perspektive mit rechtlichen und gesellschaftlichen Dimensionen von Fürsorge und Zwang in der Schweiz.

Konkret verfolgt das NFP 76 folgende Ziele:

  1. Analyse von Merkmalen, Mechanismen und Wirkungsweisen der schweizerischen Fürsorgepolitik und -praxis;
  2. Identifikation von möglichen Ursachen für integritätsverletzende sowie integritätsfördernde Fürsorgepraxen im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Ordnung und individuellen Rechten;
  3. Untersuchung der Auswirkungen der Fürsorgepraxen auf die Betroffenen.

Die Forschungen werden von 2018 bis 2023 durchgeführt. Der Finanzrahmen des Programms beträgt CHF 18 Mio.

Das NFP ergänzt die Arbeiten der vom Bundesrat 2014 eingesetzten unabhängigen Expertenkommission "Administrative Versorgungen", die vor allem die Geschichte administrativer Versorgungen untersucht.

Die Beauftragten für den Wissenstransfer sorgen für die Bekanntmachung der Forschungsergebnisse bei den Anspruchsgruppen. Um dem geforderten Bezug zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft Rechnung zu tragen, bezieht der Wissenstransfer die aktuellen Diskurse in Politik, Praxis und Öffentlichkeit ein. Die Strategie des Wissenstransfers ist online zugänglich.

  • Strategie Wissenstransfer (PDF)
  • Unabhängigen Expertenkommission (UEK) Administrative Versorgungen External Link Icon