Missbrauch und Aufarbeitung: Schweizer Modell als Vorbild für Europa?
In Strasbourg ruft eine Konferenz der Parlamentarischen Versammlung des Europarates zum Kampf gegen Kindesmisshandlungen in Einrichtungen auf und lässt sich von Schweizer Erfahrungen inspirieren.
Im Januar 2024 verabschiedete die Parlamentarische Versammlung des Europarates (PVER) die Resolution 2533 über die Anerkennung von Kindesmisshandlungen in staatlichen, privaten und kirchlichen Einrichtungen in ganz Europa. Um die Mitgliedstaaten bei der Behandlung dieser komplexen Problematik zu unterstützen, veranstaltete die Kommission für Soziales, Gesundheit und nachhaltige Entwicklung der PVER in Zusammenarbeit mit der Schweizer Delegation bei der PVER und der Guido-Fluri-Stiftung am 6. Dezember 2024 in Strassburg eine internationale Konferenz zu diesem Thema.
Alexander Grob, der Präsident der Leitungsgruppe des NFP 76, betonte als eingeladener Redner die Wichtigkeit der wissenschaftlichen Aufarbeitung: «Der Staat signalisiert seinen Bürger:innen, dass er eine Verantwortung für die aus heutiger — und vielfach auch aus damaliger — Sicht ungerechtfertigten Praxen miträgt.»
Die Konferenz über Kindesmisshandlungen in Einrichtungen bot Gelegenheit, eine erste Bilanz über die Situation in Europa zu ziehen. Dabei ging es insbesondere um die Umsetzung der Resolution durch die Mitgliedstaaten und die damit verbundenen Herausforderungen. An der Veranstaltung befassten sich die teilnehmenden Parlamentsmitglieder, Vertretungen von Regierungen und Behörden sowie Vertretungen von NGO und Hochschulen mit zahlreichen Unterthemen. Die Konferenz wurde mitgetragen durch die «Justice Initiative». Diese hat die Guido Fluri-Stiftung gemeinsam mit Opfergruppen aus ganz Europa lanciert. Mit dieser politischen Initiative soll erstmals in allen Ländern Europas der Missbrauch an Kindern umfassend aufgearbeitet werden.